Störungen des Sehorgans verursachen Kopfschmerzen und Haltungsfehler – Prof. Dr. Bortolin und Dr. Carniel, Italien
EINFÜHRUNG
Häufiger als Augenärzte gemeinhin denken sind Kopfschmerzen auf
Störungen des Sehorgans zurückzuführen. Dies ist das Ergebnis einer
mehrjährigen Follow up-Studie an über 7.500 Patienten mit Kopfschmerzen,
Migräne und zerviko-dorsalen Haltungsstörungen.
BEGRENZTE AUGAPFELBEWEGLICHKEIT UND OKULO-ZEPHALOGYRIE
Die begrenzte Beweglichkeit des Augapfels hat im engeren Sinn nichts
mit dem Sehen als solchem zu tun: Sie betrifft die Mobilität des
Augapfels bei der physiologischen Konvergenz für das beidäugige Sehen.
Die Augapfelbeweglichkeit hängt von sechs Muskeln ab:
- Vier Mm. recti für die Vertikal- und Seitwärtsbewegung,
- Zwei Mm. obliqui für die Komplementärbewegungen, die in gewissem Ausmaß auch die Rollbewegung bewirken.
Es besteht aber eine anatomisch physiologische Beziehung zwischen den
Nervenkernen der Augapfelbewegung (III., IV. und VI. Hirnnerv), die die
extrinsische Muskulatur des Augapfels innervieren und den Nervenkernen
des Nervus accessorius spinale (XI. Hirnnerv), der den Musculus
sternocleidomastoideus und den Musculus trapezius innerviert, die beide
der Bewegung des Kopfes dienen.
Die Rotation des Kopfes erfolgt insbesondere aufgrund der Kontraktion
des M. sternocleidomastoideus. Der M. trapezius dagegen hat eine eher
„sensierende“ Rolle, also der Koordinierung und Anpassung.
Die Area kortikalis der Kopfbewegung befindet sich am Fuß der zweiten Frontalwindung (Brodmann Feld 6).
Daraus ergibt sich, dass gestörte
sensorische visuelle Afferenzen bei Patienten mit Sehstörungen sowohl
Harmonie als auch Automatismus der reaktiven und unbewussten Blick- und
Kopfbewegungen beeinträchtigen und Haltungsschäden verursachen.
Der Patient hat unbewusst das Bedürfnis, den Kopf in die für ein
besseres Sehen geeignete Stellung zu bringen, die ihn am wenigsten
ermüdet. Dadurch kommt es zu Dysbalancen der oberen Halswirbelsäule und
zu „Schonhaltungen“ der Nackenmuskulatur.
DIE BEIDEN SEHSYSTEME
Die beiden Gehirnhemisphären sind weder genau symmetrisch, noch haben
sie die gleiche Funktion. Vielmehr ergänzen sie einander. Auch das
Sehsystem verlangt jedem Auge spezielle Funktionen ab.
A – DAS „LEITAUGE“
– ist das „bevorzugte“ Auge:
Dieses Auge
- entspricht im Regelfall der kortikalen Lateralität des Menschen,
- sein neurosensitives System ist praktisch ausschließlich auf die Macula der Netzhaut begrenzt, in der die Zapfen überwiegen und
- sein Rezeptionskortex ist die Fissura calcarina an der Innenseite des Hinterhauptlappens.
Es ist dies das sehende Auge, das die Synthese der verschiedenen
photonischen Elemente durchführt, deren Intensität und Wellenlänge (also
die Farbe) erkennt. Der Kortex beurteilt, vergleicht, interpretiert und
speichert.
Es handelt sich also um das Organ des Sehsinns im Wortsinn.
Die langjährige einschlägige klinische Erfahrung hat uns gelehrt, dass
- physiologisch jenes Auge zum Leitauge wird, das über die bessere Sehkraft verfügt;
- pathologisch dagegen jenes Auge zum Leitauge wird, das Haltungsfehler leichter kompensiert.
B DAS „HILFSAUGE“
– ist das „stereognosische“ Auge.
- Die Rezeption der photonischen Elemente erfolgt vor allem auf der peripheren Netzhaut, wo die Stäbchen überwiegen.
- Diese Rezeptoren haben zwar den „Auftrag“, die Farben wahrzunehmen,
sind jedoch für die Wahrnehmung, die Lokalisierung und die Kontrolle von
Raum und Bewegung zuständig.
Um dieses Programm besser zu verwirklichen, sind die Temporalfasern homolateral, während die Nasalfasern kreuzen.
Auch der Verlauf der Axone ist bedeutsam: Sie gelangen in den
Pulvinar thalami, wo sie mit dem retikulären System der Nuclei
intralaminitalamici zusammentreffen. (Dies erklärt sehr gut die
biotischen Energiereaktionen, die das „Hilfsauge“ übermittelt.) Vom
Pulvinar verlaufen die Axone zu den Areae visuognosicae parastriate
(Hirnrindenfelder 18 und 19 nach Brodmann).
Das Hilfsauge:
- erfasst durch die Augenwinkel den Raum, in dem sich die Person befindet;
- dank seines kinetischen Unterscheidungsvermögens „benachrichtigt“ es den Menschen automatisch und reflektorisch über alles, was sich im Raum bewegt;
- durch die terminale Synthese versetzt es die Hinterhauptrinde „in Alarmbereitschaft“ und damit in die Lage, alle Veränderungen in ihrem Umfeld aufzunehmen;
- es ist das eigentliche Zentrum der kinetischen Sinneswahrnehmung.
Die Aktivität beider Augen ermöglicht das Erfassen der Objekte und des Abstandes zwischen ihnen.
Jeder Mensch weist eine individuelle Lateralität der Augen auf. Bei
einem Auge herrscht daher die Macula vor, beim anderen die periphere
Netzhaut.
Der einäugige bzw. schielende Patient passt sich relativ leicht an
die beiden Sehweisen an, indem er mit dem gesunden Auge zwischen Macula
und peripherer Netzhaut oder beiden gleichzeitig alterniert.
Der Lateralitätswechsel der Augen beim gesunden Patienten bedingt
ernste Anpassungsprobleme, wo Störungen auftreten, die von der
Asthenopie bis zur Dyslexie, von Lernschwierigkeiten bis zu den hier
besprochenen Kopfschmerzen reichen können.
ÄTIOPATOGENESE
Refraktionsanomalien.
Hyperopie.
Bei der Hyperopie ist der anteroposteriore Durchmesser des Augapfels
zu kurz. Auf der Netzhaut bildet sich daher ein konfuses Bild.
- Bei Kindern und jungen Menschen kann die Hyperopie durch den Ziliarmuskel, also durch die Akkommodation, vollkommen korrigiert werden.
- Beim Erwachsenen kann die Hyperopie von anderen Faktoren verstärkt werden, wie etwa einer fortschreitenden Verringerung der Akkommodationsreserve, da die Akkommodation ab etwa vierzig Jahren mit dem Auftreten der Presbyopie für eine gute Nahsicht nicht mehr ausreicht. Auch in diesem Fall übt der Astigmatismus einen negativen Einfluss aus.
Myopie
Die häufigste Form der Kurzsichtigkeit wird durch
eine überdurchschnittliche antero-posteriore Länge des Augapfels
verursacht (Achsenmyopie).
Die Myopie des Schulalters ist gutartig. Sie stabilisiert sich mit
Ende des Körperwachstums. Zu Problemen kommt es, wenn zur
Kurzsichtigkeit ein (auch nur geringfügiger) Astigmatismus oder eine
erhebliche Refraktionsdifferenz zwischen den beiden Augen hinzukommt
(Anisometrie).
Die schwere Myopie ist oft von weitaus schlimmeren Komplikationen
begleitet, weshalb sie ständiger augenärztlicher Kontrolle bedarf.
Astigmatismus
ist ein Refraktionsfehler, der durch eine
ungleichmäßige Krümmung der Hornhaut oder des Kristallins verursacht
wird. Statt um ein Kugelsegment, bei dem die Meridiane denselben
Krümmungsradius besitzen, handelt es sich um eine torusförmige
Oberfläche, bei der Kurvenradien und Brechkraft unterschiedlich sind und
daher auch der Brennpunkt im Bezug zur Netzhaut ein anderer ist.
So kann ein geringfügiger Astigmatismus schwerste Neuralgien und Haltungsfehler hervorrufen.
Die schrägen Abweichungen der Sehachse und die Asymmetrien zwischen
den beiden Sehachsen (67% der Kopfschmerzen bei der persönlichen
Untersuchung von Bortolin), die durch eine laterale Dreh-Neigung des
Kopfes kompensiert wurden, verursachen nicht nur Neuralgien sondern auch
„Strukturprobleme“ (Hals- und Kopftorsion, Schiefhals usw.), die
langfristig zu Skoliosen und Arthrosen in unterschiedlichen
Wirbelsäulensegmenten führen.
Der Grad des Astigmatismus ist nur beschränkt relevant. Bei Auftreten
von Kopfschmerzen oder Haltungsfehlern muss auch die leichteste Form
des Astigmatismus korrigiert werden.
DER BORTOLIN-TEST
Mit diesem Test können Interferenzen zwischen Astigmatismus und Haltung festgestellt werden
Mit diesem Test, der den Vorteil hat, leicht durchführbar zu sein,
lässt sich bei Sehstörungen im Allgemeinen und Astigmatismus im
Besonderen feststellen, mit welcher Kopfhaltung der Patient versucht,
den Brechungsfehler auszugleichen, um eine subjektiv optimale Sehschärfe
zu erreichen. Der Test kann als schulmedizinisches Screening oder in
Schulen angewandt werden. Natürlich ersetzt er weder die augenärztliche,
noch die orthoptische und optometrische Untersuchung, die im Falle
eines positiven Testergebnisses unbedingt durchzuführen sind. Der
Patient wird gebeten, zuerst mit offenen Augen (bei Brillenträgern muss
der Test mit und ohne Brille durchgeführt werden) und dann mit je einem
verdeckten Auge anzugeben, welche Gruppe oder Gruppen von Linien er
„schwärzer“, deutlicher und schärfer sieht.
Der Kopf muss dabei immer in der spontanen, vom Patienten üblicherweise eingenommenen Position bleiben.
Der Prüfer dreht nun die Zeichnung um 90° (dadurch verlaufen die
vorher vertikalen Linien nunmehr horizontal und umgekehrt) und stellt
die gleiche Frage.
Anschließend bittet er ihn, den Kopf so zu halten, dass er die gleichen Gruppen scharf sieht; der Prüfer beobachtet dabei lediglich alle Kopfbewegungen.
Hierdurch können eventuelle Bewegungseinschränkungen erkannt werden; häufig tritt dabei der Schmerz auf, den der Patient genau lokalisieren kann.
Dadurch
- lässt sich die Interferenz zwischen Sehstörung und Haltung global bewerten;
- kann der Arzt beurteilen, ob die Haltungsprobleme des Patienten auf Sehstörungen zurückzuführen sind oder nicht;
- lässt sich feststellen
– ob der Patient die Sehstörung ohne Schmerzen kompensieren kann,
– oder ob vielmehr eine segmentäre Wirbelsäulenpathologie (mit schmerzhafter Kontraktur) es dem Patienten erschwert oder ihn daran hindert, jene Haltung einzunehmen, die seine sensitive Störung teilweise kompensiert. Ist die Kompensation nicht möglich, kann dies bereits früher existierende Sehstörungen ans Licht bringen, die jedoch silent waren, weil sie kompensiert wurden; - lässt sich eine Wirbelsäulenpathologie erkennen, die – nach einer entsprechenden Behebung der Sehstörung – eine Normalisierung der Haltung verhindert;
- wird verständlich, warum eine geeignete Korrektur durch Linsen
zuweilen Beschwerden verursacht, da sie auf eine Haltungsverbesserung
abzielt, die jedoch aufgrund der „Blockade“ der Wirbelsäule nicht
realisiert werden kann.
Es liegt also auf der Hand, dass primär ein allfälliges Wirbelproblem – sei dies Ursache oder Folge der Beschwerden – zu beheben ist, bevor der Patient an den Ophtalmologen überwiesen wird.
Nach der Wiederherstellung der propriozeptiven Fähigkeiten und
möglicherweise einer Korrektur durch Linsen muss der Patient alle
Gruppen von Linien nicht nur in der korrekten aufrechten Haltung,
sondern in allen anderen Kopfhaltungen scharf sehen können, und zwar
ohne Schmerzen oder Bewegungseinschränkungen.
KRANKHEITSBILDER
Refraktionsanomalien und Heterophorien sind unmittelbar
verantwortlich für ophtalmische und retroorbitale Neuralgien sowie
fronto-orbitale Kopfschmerzen. Die okzipitalen Neuralgien, mit oder ohne
Ausstrahlung in die Stirn, sind die Folge propriozeptiver die Sehfehler
„kompensierender“ Störungen; sie betreffen die Nackenmuskulatur, die
Musculi splenii von Kopf und Hals, den Musculus semispinalis capitis und
die Musculi cefalogiri. Man kann auch die okzipitalen Projektionsfelder
der Areae striatae und parastraiatae inkriminieren.
Okzipitale Neuralgie
Ein Syndrom das leicht prävalent bei Patientinnen auftritt. Mitunter
mit den genannten Symptomen kombiniert tritt diese Form bei
Heranwachsenden im Schulalter auf, kann aber auch jeden anderen
befallen, der Sehstörungen hat.
SYMPTOMATIK
Die Symptomatik tritt erstmals im Schulalter auf. Erste
Erscheinungsformen oder Verschlimmerungen stellen sich bei starkem
„Sehstress“ ein: schriftliche und mündliche Prüfungen,
Präzisionsarbeiten usw. Statistisch nimmt die Symptomatik mit dem
Auftreten der Presbyopie zu: Im 40. / 45. Lebensjahr verlieren die
Patienten zunehmend die Fähigkeit, Gegenstände auf dem Arbeitstisch oder
am Monitor scharf zu sehen.
Der Spannungskopfschmerz, belastend, taub, neigt zur Bilateralität, nicht pulsierend. Ähnlich einem mechanischen Kopfschmerz,
durch körperliche und geistige Anstrengung sowie Stress erschwert.
Tritt überwiegend im Nacken auf, kann beidseitig ausstrahlen. Dieser
Kopfschmerz kann unterschiedliche Schweregrade erreichen: von der
moderaten, rekurrierenden Form als Reaktion auf vorübergehende
Belastungen bis hin zu sehr schwerem und dauerhaft behinderndem
Kopfschmerz.
Die Kopfschmerzen verschlimmern sich häufig durch schwere
Migräneanfälle mit pulsierendem Schmerz und sind begleitet von
intensiven Beeinträchtigungen (Übelkeit, Erbrechen,
Gleichgewichtsstörungen, Schwindel usw.). Krisenformen die den Patienten während der REM-Phasen des paradoxen Schlafes nachts oder am frühen Morgen wecken, insbesondere am Wochenende.
Die paradoxe Asthenie
am Morgen (der Patient berichtet, dass er sich beim Aufwachen müder
fühlt als am Abend: der Schlaf ist nicht erholsam) oder eine schwere
Asthenie mit Negativfolgen für die geistige oder körperliche Tätigkeit
des Patienten.
Dies sind Zustände retikulärer Dekompensation.
Die Probleme des Gesichtssinns sind im allgemeinen milder und
bestehen insbesondere in retro-orbitärer Schwereempfinden, leichte
Heliophobie, Sehtrübung, Bindehautreizung, Augenjucken, rekurrierender
Lidschlag, mitunter Schmerzen des Augapfels. Die Asthenopie, also die
belastungsbedingten Augenbeschwerden, können mehr oder weniger
ausgeprägt sein, sind aber immer präsent.
Objektivität des Gesichtssinns wird zu Unrecht als
„paraphysiologisch“ angesehen. Ein begrenzter Verlust der Sehschärfe,
leichte Refraktionsanomalien, ein Konvergenzdefizit oder (als Gegenteil)
ein Konvergenzspasmus (als Funktionsstörungen) rechtfertigen vermutlich
die genannten schweren Symptome nicht. (Siehe Abbildung 2)
Neurophysiologisch betrachtet werden diese Symptome begründet durch:
- den Verlust der Lateralität des Sehens (Rollenwechsel zwischen Leit-
und Hilfsauge, was unter anderem unterschiedliche kortikale Rezeption
bedeutet). Dank dem Chiasma gelangen die visuellen Botschaften eines
Auges zu beiden Hirnhälften. Sobald jedoch funktionelle oder organische
Augenprobleme bestehen, fließen die Botschaften über unterschiedliche
Kreise. Dies kann besonders bei Kindern zu Gedächtnisstörungen,
Dyslexie, Dysgraphie und Dyspraxie führen;
- die alterierten retikulären Afferenzen (Fasciculus longitudinalis mediale);
- die Störungen des Schlaf-Wach-Rhythmus;
- die Interferenzen mit dem ? Kreis und dem Tonus der intrinsischen und extrinsischen Augenmuskeln und der Haltung insgesamt;
diese führen als Konsequenz zu
- Lid- und Blinzelkrämpfen (wenn die Linsen schlecht eingerichtet sind),
- Akkomodations– und Gesichtskrämpfen sowie zur
- Notwendigkeit eines Haltungsausgleichs (durch Spannung der Nackenmuskulatur und Verspannung der Halswirbelsäule).
Da es sich also einerseits um einen subliminalen Augendefekt im
Rahmen eines umfassenden Krankheitsbildes handelt, das sich in der engen
Korrelation von Gesichtssinn und Haltung äußert, und andererseits auch
um die Lateralität der Augen und Gedächtnisabläufe, betrifft das Problem
hauptsächlich Neurologen, Orthopäden und Naturheilärzte, kann
allerdings keinesfalls auf die fachärztliche Unterstützung des
Augenarztes verzichten.
HWS-TRAUMATA
Dieses Thema steht absichtlich am Ende des Kapitels, denn erst jetzt
können die Folgen einer Unterbrechung des Haltungsgleichgewichts, die im
Laufe der Zeit durch die Sinne entstanden sind, nachvollzogen werden.
Kopfschmerzen und alle damit verbundenen Symptome, die sich nach
Zerrungen und Stauchungen im Kopf- und Halswirbelbereich sowie nach
Schleudertrauma einstellen, sind problematisch. Das Trauma kann (durch
das Sehorgan verursachte) Kopfschmerzen bei zuvor unauffälligen
Patienten hervorrufen oder auch vorher bestehende Kopfschmerzen
verschlimmern.
Während der Anamnese berichtet der Patient, „nicht mehr so wie
vorher“ sehen zu können, beim Lesen zu ermüden, benommen zu sein,
doppelt zu sehen, Schmerzen im Hinterkopf und Nacken sowie im
fronto-orbitalen Bereich zu haben, unter paradoxer Asthenie zu leiden…
Die mit dem traumatisierenden Ereignis zusammenhängenden
Verspannungen und Schmerzen können den üblichen Haltungsausgleich eines
zuvor klinisch silenten Refraktionsfehlers verhindern. Die auf das
Trauma zurückzuführenden Muskelverspannungen können mit dem
vertebro-basilären Kreis (Schwindel , Nausea, Übelkeit,
Gleichgewichtsstörungen usw.) kollidieren, dann mit der Netzhaut
(Störung des Schlaf-/Wachrhythmus, der Konvergenz und der Akkomodation)
und mit der Kopf- und Augenbewegung (Neuralgien und Schiefhals) usw..
Ist das nicht logisch?
Die von uns vorgeschlagene Muskelrehabilitation und Segmenttherapie, die (auch bei Minimalabweichungen obligatorische) Korrektur des Refraktionsfehlers, die organspezifische homöopathische Behandlung (ARNICA +++) können der Schlussstrich unter einem jahrelangen Leidensweg sein.
Kopfschmerzen durch Störungen des Sehorgans haben – wie gezeigt
wurde – zu viele Gemeinsamkeiten mit den von der Internationalen
Kopfschmerzgesellschaft (IHS) als „Spannungskopfschmerzen“
klassifizierten. Sicherlich ist dies die häufigste Ursache.
THERAPIE
Die einzig wirksame ist die Kombination unserer Therapien (die als einzelne nur palliativ wirken können) mit den vom Augenarzt verschriebenen Linsen.
Es mag unlogisch erscheinen, einem Patienten die Korrektur eines
leichten Astigmatismus bei einer natürlichen Sehschärfe > 10/10
anzutragen, die in manchen Fällen einige Tage lang Probleme bereitet.
Handelt es sich um einen symptomatischen Patienten mit Haltungsstörungen
sollte man nicht zögern. Im Gegenteil, man sollte ihm erklären, dass
„gerade dank seines leichten Astigmatismus“ die Sinneswahrnehmung
geändert und eine Korrektur der Haltung möglich ist.
Liegen bei einem Kind ein haltungsmäßiges Imprinting, eine
Kompensation von Refraktionsfehlern oder Heterophorien vor, ist dies um
so schneller behebbar, je früher die Therapie ansetzt.
Die Korrektur – das sei wiederholt – muss auch den geringsten
Astigmatismus berücksichtigen. Das nicht durch den Gesichtssinn sondern
durch retikuläre Störungen verursachte latente Schielen erfordert zuerst
eine Bekämp-fung der Ursachen und dann eine endgültige Korrektur durch
Linsen.
MANUELLE THERAPIE
Die beiden hier beschriebenen Techniken sind zur Schmerzlinderung erfolgreich und können von Patienten leicht erlernt werden:
- der “point ressort” des Musculus obliquus superior auf Höhe des Reflexionsringes. Das Radiergummi eines Bleistifts unter der Augenbraue im oberen inneren Winkel ansetzen. Das Gummi sanft auf das Os parietale der Gegenseite (vor allem) nach innen, (selbstverständlich) nach hinten und nach oben richten. Man „spürt“ sofort die Sehne, die mit einer schnellen, abrupten Bewegung senkrecht zu den Sehnenfasern „geschabt“ wird, d.h. in Richtung Nasenwurzel-Nasenspitze. Eine einzige Reibebewegung ist ausreichend;
- die orbitäre Manipulation. Der Patient befindet sich in Rückenlage.
Mit dem Daumen wird der innere Orbitarand mobilisiert, während mit dem
anderen Daumen Zugbewegungen auf der Gegenseite ausgeführt werden.
Die beiden Daumen des Therapeuten wirken gemeinsam im Atemrhythmus des Patienten und in entgegengesetzter Richtung bei den Mechanorezeptoren sowohl der Haut als auch des Periosts.
Diese Manipulationen müssen kombiniert werden sowohl mit Massagen im
Hinterkopf-Atlas-Bereich als auch Atlas-zweiter Halswirbel sowie einer
propriozeptiven Therapie der Nackenmuskulatur.
MYOTENSIVE THERAPIE
Die Dissektionen und die klassische Neurophysiologie lehren uns seit über 30 Jahren manuelle sog. „myotensive Techniken“. Diese nutzen den pathologischen Status der gezerrten Muskeln um das physiologische Gelenkspiel wieder herzustellen.
Die für den Bereich Atlas-Hinterkopf gezielte – und ungefährlichste –
Technik ist die myotensive, auch als „zerviko-skapulare des Atlas“
bekannte . Unter den anatomischen Gegebenheiten bedient sie sich der
segmentären Zerrungen der Miofibrillen des Musculus levator scapulae.
Die Einrichtung und Spannungsherstellung kombiniert
- eine ZUGBEWEGUNG der Wirbelsäule,
- eine zur Läsion GLEICHSINNIGE KOPFDREHUNG,
- eine BEWUSSTE ANHEBUNG DER SCHULTER auf der Seite der Läsion.
Die Bewegungen werden so ausgeführt, dass der Zug und die Rotation
der Wirbelsäule dann am größten sind, wenn der Patient die Schultern
kraftvoll senkt.
MANIPULATION AM 2. HALSWIRBEL
Zur Behandlung von C2-Neuromer abhängigen Neuralgien setzen wir
unsere MYOTENSIVE ZERVIKO-SKAPULARE TECHNIK FÜR DEN 2. HALSWIRBEL ein.
Die Einrichtung und Spannungsherstellung kombiniert
- eine ZUGBEWEGUNG der Wirbelsäule,
- eine zur Läsion GLEICHSEITIGE ROTATION,
- eine BEWUSSTE ANHEBUNG DER SCHULTER durch den Patienten.
Der ausgeübte Druck ist dann am größten, wenn der Patient die Schultern kraftvoll senkt.
Dieser Therapie muss eine angemessene Rehabilitation gegen Widerstand folgen, um das Spiel des Neocerebellums wieder anzuregen.
N.B. Jeder Manipulation hat immer eine Therapie gegen Widerstand für die propriozeptiven Elemente zu folgen, die die zur Schmerzsituation führenden Metamere betreffen.
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