Funktionell anatomische Gedanken zur Instabilität des Fußgelenkes – Dr. G.J. Kleinrensink, NL
Universitair HauptDozent (UHD), Abt. Neurowissenschaften – Anatomie
Erasmus MC Universitair Medisch Centrum Rotterdam
Die Anatomie ist in grosso modo einzuteilen in beschreibende Anatomie
und angewandte Anatomie (darunter die funktionelle und die klinische
Anatomie). Selbstverständlich stehen diese Begriffe nicht einzeln für
sich. Beide sind relevant für den Begriff des Phänomens
„Gelenkstabilität“ und das klinische Gegenstück „(chronische)
Gelenk-Instabilität“.
Die Belastbarkeit der Gelenke wird im beträchtlichem Maße durch das
(rechtzeitige) Anspannen der Muskulatur bestimmt. Diese
Feder-Dämpfer-Systeme sind notwendig um die häufig große mechanische
Belastung zu verarbeiten (f.a ). Das effiziente Funktionieren, was Cohen
den arthrokinetischen Reflex* nannte ist hierbei Voraussetzung.
Kenntnis der Strukturen, bezogen auf die Ereigni-ketten, spezifisch für
jedes Gelenk, ist unerlässlich sowohl bei der Diagnose als auch bei der
Therapie der Gelenkinstabilität. Bei eventuellen chirurgischen
Eingriffen spielt dann die klinische oder chirurgische Anatomie eine
leitende Rolle.
Im Falle der chronischen Instabilität des Fußgelenkes (chronisches
Supinantionstrauma) dachte man , ausgehend von der beschreibenden
Anatomie, lange an ein geschwächtes ligamentäres System als Ursache für
die sich wiederholenden (manchmal mehrmals täglich) Traumamomente. Doch
betrifft dies lediglich einen Teil dieser Verletzungen mit einem
multikausalen Ursprung. Ausgehend von der angewandten Anatomie sollte
viel eher an eine Kombination aller Teile des Gelenkes gedacht werden:
Das Gefüge der knöchernen Gelenkteile, die Kapsel und Bänder und – nicht
zuletzt – die Muskeln und die damit verbundene neuromuskuläre
Integration.
Form (Architektur von subtalären und metatarsalen Gelenken) und
Funktion (der arthrokinetische Reflex) sind unlösbar verbunden mit der
Entstehung, Diagnose und Therapie vom (chronischen) Supinationstrauma.
- Cohen LA, Cohen ML. Arthrokinetic reflex of the
knee. Am J Physiol 1956; 184:433437.
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