Das Ohr und der Einfluss auf die Körperstatik – Prof. Dr. Bortolin und Dr. Carniel , Italien
ERST DURCH DIE EIGENSCHAFTEN, DIE IHM SEINE GEHIRNSTRUKTUREN VERLEIHEN,
WIRD DER MENSCH ZU DEM, WAS ER IST.
René J. Bourdiol
The man is an unitary being.
He is unique and unrepeatable and represents an ensemble of physical, mental and, of course, spiritual qualities.
His chances of survival depend on its skill to act and interact with
the universe that surrounds him in a constant motion and always in a
balanced dimension.
Stefano Fraccaro
Gemmer Italia
Dieser Bericht kann nicht davon absehen, den bedeutenden Einfluss
unserer Ausbildung an der Schule des Dr. René Jacques BOURDIOL von
GEMMER-Frankreich und der Forscher des „Neuro-Anatomischen Begriffes“ –
wobei genaue neuro-physiologische Prinzipien zu Grunde liegen – von
GEMMER-Italien:
- Dr. Giuseppe Bortolin,
Plastischer Chirurg, - Dr. Roberto Carniel
Sportarzt, Neurologe und - Dr. Giulio Giovanni Sulis,
Hals-Nasen-Ohrenarzt,
anzugeben.
Das Körperhaltungssystem regelt die wechselseitige Stellung der
verschiedenen Skelettsegmente so, dass sie sowohl unter statischen als
auch unter dynamischen Bedingungen optimal ausgerichtet und an die
Bedürfnisse des täglichen Lebens angepasst werden.
Darin erkennen
wir Systemeingaben („INPUTS“), Systemausgaben („OUTPUTS“), und ein
feines und spitzfindiges ergänzendes System, sowohl zentral als auch
peripher, welches vom Nervensystem in seinen verschiedenen Bestandteilen
koordiniert wird (Rinde, subkortikale Strukturen, Kleinhirn, autonomes
Nervensystem).
Die große Errungenschaft des Menschen im Laufe seiner Evolution war
das Erreichen der aufrechten Haltung, wobei er sich der Schwerkraft
widersetzte. Dies hat zu folgenden Umständen geführt:
Das Erreichen der aufrechten Haltung
- Das ausschließliche Auftreten mit dem Fuß hat zu einer deutlichen Minderung der Projektion des Schwerpunktes zum Boden hin geführt, ein Parameter, welcher mit einer statischen Stabilometrie untersucht wurde. Dadurch ist der Fuß gezwungenermaßen zu einem der wesentlichen Eingänge des Systems (Fußrezeptor) geworden.
- Der waagrechte Blick konnte dadurch erreicht werden, ein Parameter, welcher den Forschungsbereich erweitert hat und zu einer vorrangigen und unerlässlichen Bedingung wurde.
Bei einer Änderung dieser Bedingung passen sich nämlich das Schädelmassiv und das Okularsystem mit der Neigung des Kopfes (tilt) und dem Anheben eines Auges an sowie dadurch, dass die beiden Augäpfel nicht mehr auf einer Achse liegen (skew deviation), und/oder mit einer Zyklotorsion des Auges (ocular counterrolling), alles Phänomene, die durch die Aktivierung des otolithischen Systems hervorgerufen werden.
Deshalb ist das Auge in jedem Fall ein grundsätzlicher Rezeptor des Systems (Okularrezeptor).
Das Auge bewirkt in vollkommenem Einklang mit dem Fuß und dank der Mithilfe der otolithischen Rezeptoren, auf die es andauernd mit einer Vektorkraft einwirkt, welche je nach Neigung des Hauptes (Schwerkraft) stets unterschiedlich ist, die Wahrnehmung der Vertikalität.
Die Pathologien des otolithischen Bereiches verursachen nämlich eine falsche Wahrnehmung der Vertikalität, die sich beim Test der subjektiven Vertikalen zahlenmäßig feststellen lässt. - Es hat die Befreiung der oberen Gliedmaßen und die Entwicklung der Feinfunktionen der Hände ermöglicht.
Die Rolle der Muskulatur in der Orthostatik
Die Positionierung des menschlichen Körpers und seiner beweglichen
Teile im Raum erfordert eine dynamische Muskeltätigkeit, die in der Lage
ist, der Erdanziehungskraft entgegenzuwirken.
Der Haltungstonus
wird von den Skelettmuskeln ermöglicht, die eher tonische Muskelarbeit
verrichten und sich damit funktional von den phasischen, für die
Bewegung zuständigen Muskeln unterscheiden.
Jeder Muskel erhält vielfältige Reize von verschiedenen Nerven und Bereichen des Gehirns
- Die Muskeln können je nach Art der Arbeit, die von ihnen verlangt wird, ihre Stoffwechseleigenschaften verändern.
- Ein und derselbe Muskel kann kinetische, also phasische Aufgaben oder aber posturale, also tonische Aufgabe erfüllen.
- Jeder Nerv befördert Impulse verschiedenster Art in verschiedene Richtungen.
Die Muskeln bestehen aus vielerlei Muskelfasern, die in motorischen
Einheiten organisiert sind. Eine motorische Einheit umfasst das
Motoneuron sowie alle von diesem innervierten Muskelfasern.
Die zu einer motorischen Einheit gehörenden Muskelfasern sind alle von derselben Art.
Die Muskelfasern der Skelettmuskulatur verfügen nicht durchwegs über dieselben mechanischen und metabolischen Eigenschaften.
Der Großteil der Muskeln besteht aus drei verschiedenen Typen von motorischen Einheiten, die miteinander vermischt sind.
Die maximale Kontraktionsgeschwindigkeit, die Kraft und der
Ermüdungsgrad eines einzelnen Muskels ist von dem Verhältnis abhängig,
in dem die verschiedenen Arten von Muskelfasern zueinander stehen, aus
denen er gebildet ist
Ausgehend von diesen anatomisch-physiologischen Voraussetzungen hat R. J. BOURDIOL die Muskeln in kinetische, emotionale und tonisch-posturale Muskeln unterteilt.
- Diese funktionale Einteilung entspricht einer neuroanatomischen und
klinischen Realität und stellt einen Ausgangspunkt für wichtige
therapeutische Anwendungen dar.
A. DIE KINETISCHEN MUSKELN
So werden jene Muskeln bezeichnet, deren Tätigkeit geplant ist und willentlich, bestimmt und bewusst ausgeführt wird.
Ihre Steuerung erfolgt im Neokortex, und zwar in den folgenden Schichten (schematisch):
Schicht 4, pyramidal,
deren Stimulierung segmentäre Körperbewegungen auslöst,
Schicht 6 , parapyramidal,
in der die assoziierten Bewegungen entstehen,
Schicht 8, extrapyramidal,
die für die Präzision, die „Feinheit“ und die „Individualität“ spezialisierter Bewegungen zuständig ist.
Die kinetischen Muskeln entsprechen den “weißen Muskeln” in der Physiologie. Ihre kinetische Fähigkeit ist durch das Vorherrschen von schnellen, phasischen motorischen Einheiten bedingt.
Ihre Energie erhalten sie von einem oxidativ-glykolytischen (Fasern
vom Typ 2a) oder einem glykolytischen Stoffwechsel (Fasern vom Typ 2b).
Es handelt sich hier um “schnelle”, kräftige und effiziente Muskeln mit
einer hohen Kontraktionsgeschwindigkeit, die jedoch empfindlich sind
und schnell ermüden.
Sie dürfen nur unter geeigneten Stoffwechselbedingungen aktiv sein,
da sie sonst zuviel Milchsäure produzieren, was wiederum zu Kontrakturen
führen kann.
B. DIE EMOTIONALEN MUSKELN
“Emotional” nennen wir Muskeln, die folgende Eigenschaften besitzen:
- anatomisch gesehen verfügen sie über nur eine Knocheninsertion; die andere Insertion betrifft die Haut (mimische Muskulatur), die Sehnen (Mm. lumbricales, M. quadratus plantae) oder die Aponeurose (Geschlechtsorgane);
- sie sind “halb” willkürlich;
- sie werden nicht immer bewusst wahrgenommen;
- sie ermüden nicht,
wie auch die starken und andauernden spastischen Kontrakturen bei
fokalen Dystonien oder Ticks (Blepharospasmus, oromandibuläre Dystonie)
beweisen…
Sie sind von einem besonderen motorischen Kortex abhängig, dem
Rhinencephalon. Ihre Steuerung liegt in der Windung des Balkens (Gyrus
cinguli), der philogenetisch ältesten Großhirnrinde (Paleocortex).
C. DIE TONISCH-POSTURALEN MUSKELN
- So werden einerseits all jene Muskeln definiert, die sich der Schwerkraft widersetzen, andererseits die als Schutz- und „Alarm“system dienende Muskulatur (wie etwa die Nackenmuskeln, die über die Integrität des vertebrobasilären Systems wachen).
- Es sind dies die orthostatischen Muskeln.
- Ihre tonisch-posturale, gegen die Schwerkraft gerichtete Wirkung ist durch das Vorherrschen von langsamen, tonischen motorischen Einheiten bedingt.
- Beim Menschen verfügen die wichtigsten dieser „Antigravitations“-Muskeln über ein beachtliches Repertoire an tonischen Fasern, wie etwa die Extensoren der unteren Gliedmaßen, der M. triceps surae, der M. popliteus, alle paravertebralen Muskeln, der M. quadratus lumborum, die Nackenmuskulatur…
- Die tonisch-posturalen Muskeln verfügen über ein spezielles Arsenal
an Enzymen, dank derer sie langsam, aber lange Zeit hindurch arbeiten.
Die Muskelfasern besitzen einen Oxidationsstoffwechsel und sind sehr
gefäßreich. Ihre Kontraktionsgeschwindigkeit ist gering, sie sind jedoch
extrem ausdauernd.
Wir haben es also mit einem System zu tun, das in der Lage ist,
lange Zeit hindurch aktiv zu sein und die entwickelte Kraft konstant
beizubehalten.
Aus neurologischer Sicht stehen diese Muskeln in einer privilegierten Beziehung zu den propriozeptiven Rezeptoren.
Ihre Steuerung ist subkortikal, sie geht aus:
- von den zentralen grauen Kernen;
- Vom Kleinhirn und vom Gehirnstamm.
Diese Muskeln werden reflektorisch, also automatisch gesteuert und kontrolliert.
- Wir werden uns ihrer nur in Ausnahmefällen und immer in mehr oder minder pathologischen Situationen bewusst.
- Obwohl die tonisch-posturalen Muskeln eindeutig gegen die Schwerkraft gerichtet sind, haben sie einen vorwiegend afferenten, propriozeptiven neurologischen Kreislauf, die Aktivierung verläuft jedoch anfangs exterorezeptiv (so bilden die verkapselten Meissner-Körperchen in der Fußsohle etwa die oberflächliche afferente Schicht).
Das Neocerebellum steuert in allen metameren Abschnitten die
Koordination zwischen Agonist und Antagonist, um ein stabiles
Gleichgewicht der für die Haltung zuständigen Muskelgruppen zu
gewährleisten.
UNTER PATHOLOGISCHEN BEDINGUNGEN
Wechseln diese Muskeln von tonische in phasische Aktivität
- Eine neurologische Erklärung für diese Annahme der Forscher dürfte in der Tatsache begründet liegen, dass unter pathologischen Bedingungen die kortikalen Bahnen aktiv werden und das Haltungssystem übernehmen und überwachen. Die kortikale Kontrolle gewinnt also die Oberhand über den subkortikalen Automatismus.
- Die Muskelfasern machen also eine langsame Veränderung von langsamen, tonischen, zu schnellen, phasischen Fasern durch.
- Auch der Muskelmetabolismus verändert sich und es kommt zu Schmerzen, Kontrakturen…. zu Instabilität.
- Dasselbe passiert auch mit der Muskulatur des schmerzenden Fußes.
Die mit der Reedukationsmethode nach Bourdiol-Bortolin erzielten
Resultate (Abklingen der Schmerzsymptomatik sowie der
Stabilitätsstörungen der Fußstruktur) ermutigen uns, die Hypothese
aufzustellen, dass es mit dieser Technik möglich ist, die langsamen
Fasern des tonisch-posturalen Muskels anzusprechen und zu reaktivieren
und damit die automatische subkortikale Kontrolle wieder herzustellen.
Jeder einzelne Muskel spielt an und für sich eine relativ
geringfügige Rolle; man spricht besser von kinematischen Muskelketten
oder Muskelgruppen, die eine bestimmte Funktion Ausüben (zum Beispiel:
Beugerkette oder Streckmuskelkette etc.).
- Die zuletzt genannte Kette ist ganz wesentlich für die Beibehaltung der aufrechten Position.
- Durch das Auftreten des Fußes auf dem Boden während des Schrittes
findet sie ihre Stütze im queren Spinalmuskel (Multifido-Muskel).
Dieser Muskel oder, besser gesagt, diese Reihe von kleinen
schuppenartig über einander gelagerten Muskeln folgt fast zur Gänze der
Kreuzbeinwirbelsäule bis in den zervikalen Bereich und bewirkt so eine
deutliche Gegenwirkung der Tendenz zum Fall nach vorne mit einer Beugung
infolge der Schwerkraft.
Diese Kette, wird, wie bereits erwähnt, durch den Schritt bewirkt,
und ist daher eine nützliche Therapiehilfe, die das Aufrichten der
Wirbelsäule erleichtert.
Wenn diese Muskelgruppe den Tonus und mit der Zeit ihre Elastizität
verliert (Fluage-Phänomen), kann es zu einer allmählichen Instabilität
zu Lasten der Wirbelsäule kommen.
Um diesem Problem entgegen zu treten, geht man anfangs zu einer
Ersatztätigkeit über, wobei die kinetischen, phasischen Muskeln aktiv
werden bei vorwiegend raschen, phasischen, kraftvollen und spritzigen
Bewegungseinheiten mit hoher Kontraktionsgeschwindigkeit, die jedoch
fragil und schnell erschöpfbar sind … welche mit der Zeit zum
Auftreten von Schmerz, Verspannung und Versteifung der Wirbelsäule
führen.
Der Schmerz kann daher ein Kontrollspion für dieses Phänomen sein,
der den Posturologen zu einer Rehabilitation der tonischen Muskelsysteme
mit vorzeitigen Mangelerscheinungen anleiten soll. Wenn dies nicht
erfolgt, ist die nächste Phase unvermeidlich ein Zusammenbruch der
Wirbelsäulenstruktur mit Rotationen und Torsionen (Ausgangspunkt für die
Skoliose).
Die moderne Posturologie muss sich daher unbedingt genaue Ziele setzen.
- Untersuchung der Körperhaltung, unter statischen und
dynamischen Bedingungen, mit dem gemeinen Senkblei. Es werden die
„Pfeile“ der Wirbelsäule bewertet (Hals- und Lendenwirbelsäule sowie
Hinterkopf), das bedeutet, die Entfernung der höchsten Hohlrundung der
genannten Abschnitte zu einem Senkblei, das an einem bestimmten Punkt
des Kreuzbeines anlehnt, wird gemessen.
So können die Haltung und das Ausrichten in einer Geraden der verschiedenen Segmente (Schultern, Becken), die Drehungen, die Kopfhaltung etc. überprüft werden. - Bewertung der verschiedenen Rezeptoren des Systems und Untersuchung eventueller Dekompensationen.
Daher: Untersuchung des Auges und der Okulomotorik, der vestibulären
Organe (sowohl der Kanäle als auch der otolithischen Organe), des Fusses
und des Auftreten des Fusses, des Kiefergelenks, des Muskelverhaltens
während des Schluckens und vorhandener Narben.
- Erforschung des Vorhofsystems, mit und ohne Geräte.
Das Vestibulum ist nämlich ganz eng mit dem Auge und mit den
Halsmuskeln verbunden beim anhaltenden Fixieren eines Gegenstandes und
bei einer optimalen Koordination Auge-Kopf
(Okulo-Zephalogyrus-Verbindungsweg).
- Die vestibulären Rezeptoren stehen in enger Verbindung mit den
Körpermuskeln, denen sie andauernd Informationen über die
Vestibularkerne des Gehirnstammes (vestibulär-spinale Wege) senden (und
von denen sie auch Informationen empfangen).
Man muss daher das Vorhandensein eines Nystagmus folgender Natur bewerten:
- Spontannystagmus, abgesehen von der Kopfhaltung des Patienten, der durch Frenzel-Brillen mit 20 oder mehr Dioptrien beobachtet werden muss.
- Enträtselter Nystagmus, der durch eine besondere Augenstellung beobachten werden kann.
- Herbeigeführter Nystagmus, durch physische (mechanische oder thermische) Mittel vom Arzt ausgelöst, wobei verschiedene Tests der modernen oto-neurologischen Techniken angewendet werden.
- Lagenystagmus, der auftritt, wenn die Kopfhaltung langsam (z.B. auf die rechte Seite, auf die linke Seite, mit Kopfdrehung …) in Relation zur Schwerkraft verändert wird, also bei verstärkter (geotroper) Bewegung oder bei gehemmter (apogeotroper) Bewegung.
- Einstellungsnystagmus, bei schnellen Haltungsänderungen (typisch für Bewegungen bei gutartigem paroxysmalem Schwindel):
- bei Verdacht auf eine Ätiologie des hinteren Bogenganges;
- Diagnostisch für den hinteren und seitlichen Bogengang und therapeutisch und befreiend für den hinteren Bogengang;
- Regulierungsnystagmus beim hinteren Bogengang.
Dabei sollte auch untersucht werden, ob Hörmängel vorhanden sind. Die
moderne OTONEUROLOGIE betrachtet das GLEICHGEWICHTSSYSTEM als ein
komplexes System, das mit anderen Subsystemen eng verbunden ist, wie
etwa mit dem HALTUNGSSYSTEM, und zwar vor allem aus dem Grund, damit
eine dynamische Interaktivität des Individuums mit der Umwelt ermöglicht
wird, in vollkommener Harmonie mit der Schwerkraft und, damit es sich
in der Umwelt bewegen, mitteilen und daraus lernen kann.
Diese Funktion ist das Ergebnis von rezeptorischen, peripheren,
vestibulären Informationen, visuellen, propriozeptiven Informationen
(welche von den Vestibularkernen und der Formatio reticularis
umgearbeitet werden), die von der Hirnrinde, vom extrapyramidalen System
und unter der modulierenden Hemmkontrolle des Kleinhirns moduliert und
integriert werden.
Die zentralen Strukturen arbeiten Bewegungsstrategien aus, zum
Teil automatischer Natur wie Reflexe, zum Teil durch Erfahrungen
angelernte Strategien.
Zu den automatischen Reflexen gehören:
Okulomotorische Reflexe:
Ihr Zweck ist es, die Bewegungsstabilität des Gesichtsfeldes und der Auge-Kopf-Koordinationbeizubehalten
- vestibulär-okulomotorischer Reflex (VOR)
- optisch-kinetischer Reflex (OKR)
- zerviko-okulare Reflexe (COR).
Spinale Reflexe:
Sie ermöglichen die aufrechte Statur und
die Haltungskontrolle während der Bewegung (sie sind ein ergänzender
Bestandteil des Haltungssubsystems)
- vestibulär-spinaler Reflex (VSR)
- vestibulär-collischer Reflex (VCR)
- zerviko-collischer Reflex (CCR)
- zerviko-spinaler Reflex (CSR)
- Reflexe durch Zerrungen
Diese Reflexe werden durch einen automatischen Feed-Back-Mechanismus (Rückkoppelung) bewirkt.
4. Bewertung und Erforschung des Kleinhirns und neurologischer Mängel.
- Das Zentralnervensystem kontrolliert das Haltungssystem, sowohl peripher als auch zentral.
- Unsere Bewegungen und unsere Haltung spüren die so genannten
Feed-Back-Strategien, das heißt, Aktion-Reaktion, wie auch die
Feed-Forward-Strategien (antizipierter Mechanismus).
Diese Strategie ermöglicht das Erlernen und die Automatisierung einer bestimmten Bewegung in der Art und Weise, wie es für eine gewisse Tätigkeit am besten ist.
Wenn man, zum Beispiel, einen Steilhang öfters abwärts läuft, wird es beim ersten Mal zum Lernen und Erforschen dienen, jedes weitere Mal werden gespeicherte Programme benützt, um das best mögliche Ergebnis zu erzielen.
Nach dieser ersten Untersuchungsphase des Zustandes, und, bevor man
mit einem Rehabilitationsprogramm beginnt, ist es erforderlich, zu
überprüfen, ob „parasitäre“ Zustände vorhanden sind, welche die
anschließende Rehabilitation sowohl segmentweise als auch im Ganzen
behindern.
Vorhandene Muskelblockaden.
- Jedes Gelenk hat ein ideal koordiniertes Spiel verschiedener Muskelgruppen: Agonistische, antagonistische und synergetische Muskeln.
- Einer Aktivierung der Agonisten muss eine Inhibition der Antagonisten in koordinierter und wechselseitiger Weise entsprechen: Das Ganze wird von einer feinen neurologischen Steuerung geregelt.
- Jeder Muskel hat seinen Grundtonus.
- Dieser wird peripher durch Zerrungsrezeptoren geregelt (so genannte
neuromuskuläre Spindeln), die sich im Muskel (myotaktiler Reflex) und in
den Sehnen (Golgi’sches Sehnen-organ) befinden und die der Kontrolle
durch eine äußerst komplexe neurologische Struktur, der so genannten
Formatio reticularis, unterliegen, welche im mittleren Bereich des
Rückenmarks sitzt (vom Pferdeschweif bis zur mesenzephalen Zone).
Diese Struktur, in der die Neuronenkontakte nicht durch Synapse
erfolgen, sondern durch direkten elektrischen Kontakt (Ephapse), spürt
die peripheren und zentralen Einflüsse und trägt je nach deren Einfluss
zum Muskeltonus bei.
Wie man sagt, wird der netzförmige „Filter tagsüber mit allen
peripheren Informationen aufgeladen und im Ruhezustand entladen“. Wenn
er nicht einwandfrei funktioniert, trägt dies zu einer Fehlhaltung und
zu Osteo-myotendinösen Störungen bei.
Dazu kommen auch die Einflüsse kortikalen und limbischen Ursprungs,
die dann auf den Muskel entladen werden. Denken wir, z.B., an die
aufrechte Haltung einer selbstbewussten hyperaktiven Person, und im
Gegensatz dazu an die gebeugte Haltung eines depressiven, müden und
energielosen Menschen.
Bei einer Blockade funktioniert diese feine und spitzfindige
Bewegungskoordinierung nicht und das Gelenk wird in seiner Bewegung
gebremst auf Grund der asymmetrischen Verspannung einer Muskelgruppe im
Gegensatz zu seinem Gegenspieler.
Die Blockade kann Folgendes verursachen:
- Kompression von Nervenstrukturen, dadurch kommt es zu einem motorischen Defizit, zu Schmerzen, Zephalgien.
- Kompression eines Gefäßelements mit anschließendem Defizit und Schmerz; das passiert zu Lasten der Formatio reticularis des Rumpfes bei einer Blockade des Atlas oder des zweiten Halswirbels mit Quetschung der Wirbelarterie.
- Im Großhirn trifft eine falsche periphere Information ein (die von
der Peripherie her kommt, zum Beispiel von den Füßen), mit mangelnder
Haltungskorrektur der unteren Gliedmaßen durch einen zentralen Befehl.
Ein ganz wichtiges Beispiel für die Folgen einer Blockade sind die
Blockaden des Atlas und des zweiten Halswirbels, wie vorhin erwähnt,
wobei häufig noch ein nicht korrigierter, wenn auch leichter
Astigmatismus dazu kommt.
Denn beim Astigmatismus sind die
Difraktionsmittel des Auges (Hornhaut, Linsenkörper) nicht vollkommen
kugelförmig, sondern torusförmig. Bildlich ausgedrückt: „Nicht wie ein
Fussball, sondern wie ein Rugby-Ball“.
Die Lichtstrahlen, die aus dem Unendlichen kommen, treffen deshalb
nicht im gleichen Einfallswinkel auf das Auge, sondern je nach Position
in einem anderen Winkel, wobei es eine bevorzugte Achse gibt, entlang
derer das Individuum besser sieht.
Um auf diese bevorzugte Achse zu kommen, wird man eine mehr oder
weniger komplexe Neigung des Kopfes (tilt) vornehmen, wodurch es mit der
Zeit zu einer asymmetrischen Verspannung zwischen Agonisten- und
Antagonisten-Muskeln im Bereich des Hinterhauptes, des Atlas und des
zweiten Halswirbels kommt, und sich so die Blockade entwickelt.
In diesem Bereich gibt es tief liegende, reflexive, unwillkürliche Muskelgruppen, die grundsätzlich zwei Funktionen ausüben:
- Schutz der Wirbelarterien vor eventuellen Traumen. Diese Arterien
durchbluten nämlich den hinteren Bereich des Gehirns nach ihrem Ursprung
an der Unterschlüsselbeinarterie und nach einem ersten Abschnitt (von
C7 bis C3), in dem sie durch die knöchernen Zwischenwirbelkanäle führen;
ab dort bis zum Eingang in den Schädel ist keine Abdeckung gegeben.
Diese Muskeln bilden daher ein wichtiges Schutzkissen, der übermäßige Halsrotationen während der Okulozephalo-Drehung vermeidet, bei welchen es zu einer schmerzhaften Zerrung der Arterie kommen könnte.
Eine Blockade dieses Bereiches bringt deshalb ein Gefäßdefizit an der Wirbelarterie mit sich, wobei die Formatio reticularis leidet, welche von einem Ast der Wirbelarterie (vordere Spinalarterie) versorgt wird.
- Hier trägt die Formatio reticularis neben der Tonusregulierung zu
zwei wichtigen Funktionen bei: Regelung des Schlaf- Wachzustand-Rhythmus
und Regelung der visuellen Anpassung.
Ein Leiden der Formatio reticularis an dieser Stelle führt daher zu
ihrer mangelhaften Aufladung während des nächtlichen Schlafes, der dann
kein „erholsamer“ Schlaf ist und zum Auftreten des Phänomens der so
genannten „paradoxen Asthenie“ führt.
Dies ist ein Umstand, der sich schon beim Erwachen bemerkbar macht
mit dem Gefühl eines schweren Kopfes, von Benommenheit, Ungleichgewicht
und der Notwendigkeit, einige Stunden zu benötigen, um völlig aktiv zu
werden. Dazu gesellt sich die Schwierigkeit, Gegenstände scharf zu
sehen.
Hierbei handelt es sich um ein weiteres Phänomen, das mit Zephalgie
einher geht und bis zur offenen halbseitigen Neuralgie durch Kompression
des großen Okzipitalnervs reicht.
DAS MULTISENSORISCHE
GLEICHGEWICHTSSYSTEM
Das Gleichgewicht ist eine unbewusste Aktivität, die es dem Körper
ermöglicht, mit motorischer Koordination, Maß und Harmonie komplexe
Bewegungen auszuführen, die eine gleichzeitige und synchrone Kontraktion
verschiedener Muskelgruppen mit agonistischer, antagonistischer und
synergetischer Wirkung erfordern.
Gesteuert wird es vom Hirnstamm, und zwar mit Hilfe:
- der retikulären Formation;
- der Vestibularkerne in Verbindung mit
dem Archicerebellum. (Altkleinhirn). - Dieses System wird durch drei Arten von Informationen in Gang gesetzt:
- vestibulären;
- visuellen;
- propriozeptiven Informationen.
Nicht alle Informationen sind unbedingt erforderlich, man denke nur
daran, dass ein gesunder Mensch das Gleichgewicht auch mit geschlossenen
Augen relativ gut halten kann.
Allerdings ist eine Information allein niemals ausreichend. Diese
Tatsache erklärt die Wichtigkeit des Romberg-Versuchs bei
propriozeptivem oder vestibulärem Defizit.
DAS VESTIBULUM (Vorhof).
- Die drei Bogengänge registrieren Bewegungen um die drei Raumachsen (Drehbewegungen).
- Die beiden otolithischen Organe (Utriculus und Sacculus) nehmen lineare Beschleunigungen wahr (Verschiebungen und Schwerkraft).
- Die Kombination aus diesen beiden Systemen gewährleistet die Wahrnehmung jeder Art von Beschleunigung.
DIE PERIPHERE NETZHAUT
- Die mittlere Netzhaut hat die Aufgabe, Objekte zu identifizieren.
- Die periphere Netzhaut ermöglicht eine Lokalisierung der Objekte und
die Wahrnehmung deren Bewegungen, wirkt also praktisch wie ein
„visuelles Vestibulum“.
DIE HALSMUSKELN.
Die tief liegenden Halsmuskeln registrieren die Bewegungen des Kopfes im Verhältnis zum Rumpf nach Richtungen, die den Bogengängen sehr ähnlich sind.
- die Halsmuskulatur verhält sich also wie ein propriozeptives Vestibulum.
Die drei „Vestibula“ mit Hilfe der Vestibularkerne und ausschließlich
vom Kleinhirn gesteuert teilen sich die Informationsverwaltung auf.
Arnold’sche Neuralgie. Zephalgie, Ungleichgewicht, Ohrgeräusche etc. können weitere Begleitsymptome sein.
Die Blockaden müssen identifiziert und behandelt werden, weil sie wie Parasiten auf das System wirken.
Die erlernten BEWEGUNGSSTRATEGIEN rein zentralen Ursprungs gehören zu den ANTIZIPIERTEN MECHANISMEN oder FEED-FORWARD.
Bei diesen Mechanismen, die auf Grund von Erfahrung erlernt werden,
spielen die ZUFÄLLIGEN GEFÜHLSZUSTÄNDE eine vorrangige Rolle.
Um es kurz zu veranschaulichen: Wenn wir beispielsweise auf einem
Feldweg bergab laufen, benötigen wir anfangs etwas mehr Zeit und passen
unbewusst besser auf; wenn wir denselben Weg aber mehrmals bergab
laufen, werden wir schneller und genauer sein, da unser Hirn im
kortikalen und subkortikalen Bereich bereits die best möglichen
antizipierten Bewegungsstrategien assimiliert hat, um das beste Ergebnis
bei der geringsten Anstrengung zu erzielen.
Der ZUFÄLLIGE EMOTIVE-EMOTIONELLE ZUSTANDE stellt eine Variable dar.
Das komplexe GLEICHGEWICHTSSYSTEM ist mit einer „schwarzen Box”
vergleichbar, das bedeutet, mit einem System, dessen Eingaben (inputs)
und Ausgaben (outputs) man kennt, aber was man nicht kennt, sind die
Verhältnisse zwischen den Eingabe- und den Ausgabesignalen ebenso wenig
wie die Verfahrensweisen und Strukturen, die zu einer bestimmter
Handlung führen.
Ein so umfassendes System wie das GLEICHGEWICHTSSYSTEM wird von ganz genauen Gesetzen gesteuert:
- GANZHEIT:
Jeder Bestandteil des Systems hängt unmittelbar von den anderen ab, sodass eine Änderung an einem Bestandteil das ganze System verändert. - GLEICHE ZIELSETZUNG:
Dasselbe Ergebnis kann durch Anwendung anderer Eingaben (inputs) und unterschiedlicher Strategien erzielt werden; was zählt, ist nicht der Zustand der Subsysteme, sondern die Art und Weise, wie sie miteinander kommunizieren. - RÜCKKOPPELUNG (feedback):
Das System muss ununterbrochen über die Wirksamkeit seiner Ausgaben (outputs) informiert werden; die Systemausgänge sind auch gleichzeitig seine Eingänge, z.B., der okulare Muskeltonus stellt ein Steuerungs-Input für das okulomotorische Output dar (Reafferenz). - KALIBRIEREN:
Ein System ist stabil, wenn sich seine Variablen (inputs) innerhalb bestimmter Grenzwerte bewegen. Durch das Kalibrieren erklärt sich die Kinetose (Reisekrankheit). - REDUNDANZ:
Die Informationen, die von den verschiedenen Inputs her kommen, sind überladen, und das System benützt nur die am besten geeigneten Informationen, die es dazu braucht, um in einem bestimmten Umfeld das Gleichgewicht beizubehalten. Bei alten Menschen ist die Redundanz wesentlich geringer. - BEVORZUGUNGEN:
Je nach Alter, Erziehung und Lebensstil bevorzugt man eher gewisse Inputs, zu verwenden. Das ist ein ganz individuelles Kriterium.
Bei den SENSITIVEN AFFERENZEN unterscheidet man wie folgt.
- VESTIBULÄRE AFFERENZEN.
- Diese spielen eine Rolle bei der Kontrolle der Kopfhaltung und bei der Haltung der Gliedmaßen während der Bewegungen des Körpers oder der Stützungsgrundlagen dank der Informationen, die von den BOGENGÄNGEN her kommen, und deren Anregung von den winkelförmigen Beschleunigungen ausgelöst werden.
- Sie spielen weiter eine Rolle bei der Beibehaltung der statischen Haltung dank der Informationen, die von der UTRIKULUS-Macula und von der SACCULUS-Macula herrühren, auf welche andauernd die Schwerkraft einwirkt.
- Sowie bei der Richtungsstabilisierung des Blickes infolge von Kopfbewegungen zusammen mit ausgleichenden Bewegungen der Augen (VESTIBULO-OKULOMOTORISCHER REFLEX).
- PROPRIOZEPTIVE-MUSKULO-TENDINÖSE AFFERENZEN SOWIE ARTIKULÄRE MUSKULOAFFERENZEN.
- Sie informieren über die wechselseitige Position der Körpersegmente, tragen zur Aufrechterhaltung des Muskeltonus durch myotaktile Zerrungsreflexe bei und elizitieren die Reflexe der Körperhaltung.
- VISUELLE AFFERENZ.
- Sie ermöglicht eine bessere direkte Kontrolle der Umgebung, der Haltung des Kopfes und des Körpers in der Umgebung selbst, steuert die Geschwindigkeit und die Präzision der Bewegung, und trägt unter statischen Bedingungen zusammen mit den anderen Afferenzen zur Beibehaltung des Gleichgewichtes bei.
- AUDITIVE AFFERENZEN.
- Sie ermöglichen die Lokalisierung von Tonquellen und tragen dazu bei, die Räumlichkeit der Umgebung nachzuvollziehen.
- Die ZENTRALEN STRUKTUREN wirken untrennbar zusammen bei der Beschaffung und Abstimmung von peripheren Informationen und bei der Bestimmung der Ausgänge.
Sie setzen sich wie folgt zusammen:
- Die HIRNRINDE agiert beim KOGNITIVEN ASPEKT der RÄUMLICHEN SENSIBILITÄT, dem BEWUSSTWERDEN DER BEWEGUNG und der STATISCHEN KÖRPERHALTUNG, sie nimmt Teil an der Ausarbeitung der passendsten Strategien für eine bestimmte Situation auf der Grundlage von gesammelten Erfahrungen (Feed-Forward-Mechanismen).
- Das SUBKORTIKALE SYSTEM (EXTRAPYRAMIDAL) agiert bei der Kontrolle der Bewe-gungskoordinierung, bei REFLEXEN der KÖRPERHALTUNG und bei AUTOMATISCHEN BEWEGUNGEN.
- Das KLEINHIRN stimmt die efferenten Antworten des OKULOMOTORISCHEN
VESTIBULUM und des SPINALEN VESTIBULUM ab. Es kontrolliert die Tätigkeit
der agonistischen und antagonistischen Muskeln sowie der SAKKADISCHEN
OKULAREN BEWEGUNGEN und der langsamen Verfolgung.
BEREICH DER GRUNDHALSWIRBEL
- Atlas und epistrofeo müssen den Lauf der Halswirbelarterie verwalten, der auf ihrem Niveau durch zwei Endkurven führt, bevor sie im grundlegenden Stammrumpf zusammenlaufen und sich vereinen
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